Ulrich Hakel // ROMA II // 30.10.-3.12.2015 SCHWARZ CONTEMPORARY

Eine Eule sitzt im Fendi-Headquarter in der italienischen Hauptstadt und malt sich im Geiste die kalkweißen Wände der römischen Vergangenheit in bunten Farben aus, währenddessen fällt an der spanischen Costa Blanca ein gigantisch großes Eis in die
palmenbewachsene, hell- bis tiefblaue Bucht…
So könnten die Geschichten beginnen, die sich in der Ausstellung ROMA II  im
Interpretationsraum zwischen den Bildern, ihren Titeln und dem Betrachtenden aufspannen; der Künstler Ulrich Hakel lässt in seinen Arbeiten gro.zügigen Spielraum für Gedankenspiele und Assoziationen.
Titel wie Fendi Owl , Costa Blanca , Roma I  und II , Central Park  und Tivoli  lassen erahnen, was in Hakels künstlerischer Auseinandersetzung große Wichtigkeit hat: seine Werke basieren auf architektonischen oder topografischen Eindrücken, die in ein geometrisches Formen- und Farbvokabular einfließen. Die Bilder bauen sich aus mehreren Ebenen auf und entwickeln einen eigenen architektonischen Charakter. Dieser Effekt wird auch durch die Wahl des Materials unterstützt: Der Karton erzeugt aufgrund der unterschiedlichen Grammaturen bereits einen eigenen plastischen Effekt, der bei den in der Ausstellung nebeneinander im hinteren Raum präsentierten Arbeiten Roma I  und Roma III  durch die zusätzliche Verwendung von Stahlblech, bzw. Holz und Plexiglas verstärkt wird. Arbeiten wie Fendi Owl lassen im wahrsten Sinne des Wortes hinter die Kulissen blicken.
Hakel bricht die Oberfläche der Arbeiten auf und ersetzt die illusionistische Darstellung von Räumlichkeit durch die tatsächliche Konstruktion von Raum innerhalb des Bildes.
Weiterhin verbinden sich bildhauerische Elemente wie das Modellieren des Materials und
das Bauen der tragenden Konstruktionen mit malerischen Aspekten. So lassen einige der
farbigen Flächen beispielsweise bei Roma I und III deutliche Spuren des Anstreichens und Übermalens erkennen. Hier zeigt sich außerdem ein anderer Umgang mit Räumlichkeit.
Während sich die reinen Cardboards durch klare Strukturen auszeichnen, sind diese
relief-artigen Arbeiten wesentlich wilder. Ihre Dynamik gibt sich eindeutig als
bildhauerisch geprägt zu erkennen. Beinah scheint es, als handle es sich um die Momentaufnahme eines Windstoßes, der einen bunten Haufen unterschiedlicher Formen
aufwirbelt.
Die expressionistisch anmutende Komposition in Roma I besitzt nicht nur mehrere Ebenen innerhalb des ihr eigenen Raumes, der durch die Holzkonstruktion vorgegeben wird, sondern greift richtiggehend in den sie umgebenden Raum. Somit unterscheidet sie sich von Tivoli oder White Pattern, deren Raum sich eher in das Bild hinein verlagert und durch eine obere Bildfläche abgeschlossen wird. Im Fall von der im hinteren Raum rechts hängenden Arbeit White Pattern wird diese obere Fläche durch Aussparungen unterbrochen, die wie Fenster anmuten, durch die man in das Bild hineinschauen kann. Beinah meint man, auf ein griechisches Dorf zu schauen, dessen farbige Hauswände sich hintereinander auftun, hier und da der Blick auf das offene Meer.

Text: Ferial Nadja Karrasch

Schwarz Contemporary

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