Laurence Egloff // 22.06.–21.07.2012 SCHWARZ CONTEMPORARY

Laurence Egloffs Malerei ist die Objektivierung eines Eindrucks, den ein Bild bei der Künstlerin hinterlassen hat.
Als Ausgangspunkte dienen Laurence Egloff oftmals Werke der figürlichen Malerei aus der Kunstgeschichte sowie private Fotografien.
Diesen Quellen ist gemein, dass sie im Moment des Betrachtens bei der Künstlerin ein besonderes Gefühl evozierten oder eine Erinnerung heraufbeschworen.
In der weiteren Auseinandersetzung mit diesen Bildern zieht sie Reproduktionen heran, bei denen die Details der Originale nicht mehr deutlich zu sehen sind. Auf diese Weise entsteht eine distanzierende Lücke
zwischen dem Original und der Künstlerin, so dass das Bild auf den hinterlassenen Eindruck reduziert, das Gefühl aus dem Original extrahiert und somit das physische Bild zweitrangig wird.
Bisweilen entwickelt die Künstlerin bereits von ihr gemalte Motive weiter, indem sie Arbeiten wiederholt abmalt, bis sich die Distanz zur Ursprungs-Arbeit ergibt. Die hintereinander gemalten Bilder finden sich
etwa bei Perspektive (2012) in einer neuen Arbeit zusammen, bei der die Vorlage nicht mehr klar identifizierbar ist.
Die benannte Distanz spiegelt sich in Egloffs Malweise wieder: zum Einen richtet sich die intuitive Farbwahl weniger nach dem Farbschema eines Modells als vielmehr nach der subjektiven Wahrnehmung desselben; zum Anderen deuten die mit groben Pinseln schnell gezogenen Striche Figuren, Formen und Räume nur an. Sie ordnen sich zu einer Komposition, deren Gesamteindruck das Rezeptionserlebnis der Künstlerin vermittelt.
Die größte Arbeit der aktuellen Ausstellung (Kana, 2012) zeigt, wie das 1563 entstandene Monumentalgemälde Le nozze di Cana von Paolo Veronese durch die Reduktion der Figuren und Formen nur noch
angedeutet wird. Das bewegte Arrangement verliert sich trotz Distanz zum Original nicht gänzlich in der Abstraktion. So findet sich Egloffs Formenrepertoire in jedem Gemälde zu einer spezifischen neuen
Darstellung zusammen.

Trotz der Dynamik, die die Bilder durch die Farben und Formen entwickeln, können sie als eine Momentaufnahme bezeichnet werden, als das Verewigen eines Gefühls auf der Leinwand, als das Dingbarmachen von etwas Immateriellem.
Den Charakteristika des Malprozesses kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu: Obschon die Fotografie das geeignetere Medium ist, um in Sekundenschnelle etwas Ephemeres zu fixieren, sieht Egloff eben in der relativen Langsamkeit der Malerei den entscheidenden Vorteil. In ihrer Malerei wird nicht nur ein Moment eines Erlebnisses festgehalten, sie ist vielmehr ein Konglomerat aus dem Ereignis der eigenen Wahrnehmung, der hervorgerufenen Emotion und der Zeit, die sie benötigt, um jene Wahrnehmung in Gestalt der Striche und Formen auf die Leinwand zu bringen.

Text: Ferial Nadja Karrasch

Bilder

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